Peru, Teil 4, Inca Trail

Zu aller erst einmal:
I DID IT… the Inca Trail. 45 Kilometer. 💪👍😊 aber dazu später mehr.

In Cusco habe ich dann die circa vierte, mehr oder weniger schlaflose, Nacht verbracht. Ich lag wieder im Bett mit Atemnot und Kurzatmigkeit aufgrund der Höhe. Am nächsten Morgen hat mir dann jemand aus der Gruppe eine Tablette gegeben und meinte, dass es die auch hier zu kaufen gibt. Der Tag hat irgendwie nicht gut angefangen. Erstmal war ich total k.o. von der schlaflosen Nacht, dann habe ich festgestellt, dass ich wieder einen Clip vom Rucksack verloren habe für den Bauchgurt (den habe ich in Neuseeland schon einmal verloren und mir mit Mühe einen neuen besorgt) und dann war auch noch meine Taschenlampe kaputt. In Deutschland getestet, neue Batterien rein, während der Reise bisher nicht verwendet, und plötzlich kaputt. Und das alles 2 Tage vor Beginn des Inca Trails. Dann bin ich erst mal schlecht gelaunt ins Zentrum gelaufen, um mir die Tabletten gegen die Höhenkrankheit zu besorgen. Und da war ich dann schon überrascht, was auf dem Marktplatz los war. Eine riesige Militärparade und auch andere Gruppen wie Studenten, Leute in traditionellen Gewändern, etc.

Am Nachmittag ließen sich dann auch die ganzen Probleme mit meinem Rucksack und der Taschenlampe beseitigen und die Welt war soweit wieder in Ordnung. Außer, dass ich mir dachte, wenn ich schon nachts, ohne mich zu bewegen, an Kurzatmigkeit leide, wird das mit dem viertägigen Hike auf dem Inca Trail niemals funktionieren. Ich war also deswegen wirklich nervös und angespannt. Und mit der Höhe ist wirklich nicht zu spaßen.

Artikel Höhenkrankheit

Am nächsten Tag ging es dann mit dem Bus nach Ollantaytambo. Auf dem Weg dorthin haben wir noch bei zwei von G Adventures geförderten Projekten gestoppt. Einem ziemlich leckeren Restaurant in einer kleinen Community und einem Weberei- und Töpfer-Projekt. Eine wirklich gute Sache.

In Ollantaytambo habe ich dann noch letzte Besorgungen gemacht, mir wieder meine Tabletten gegen die Höhenkrankheit eingeworfen und mein Duffel Bag gepackt. Hierin konnte man 2,5 Kilo packen. Hinzu kam der Schlafsack und die Isomatte, so dass das Gesamtgewicht fünf Kilo betrug. Die Duffel Bags wurden von den Porters transportiert. Man selber hat dann seinen Tagesrucksack getragen mit Wasser, Regenjacke und allem was man halt sonst so braucht.

Und am nächsten Tag ging es dann wirklich los… das große Abenteuer. Wir wurden mit dem Bus zu Bahnkilometer 82 gefahren. Das ist die Stelle, an der die Wanderungen für den Inca Trail beginnen.

Eine Idee vom Ausmaß dieser Wanderung findet man in der Reisebeschreibung von G Adventures ab dem Tag 13.

Und das ist ja wirklich nicht ganz ohne. Und um ehrlich zu sein: ich war vorher schon etwas nervös und angespannt, da mein Lebensstil der letzten drei Monate während meiner Reise nicht gerade die beste Vorbereitung war. Pizza, Burger, viel Bier, Wein, Zigaretten und keine bzw. nur wenig Bewegung (ein paar kleinere Wanderungen in Neuseeland). Also nicht gerade die beste Voraussetzung. 😉

Nach Passkontrolle am Checkpoint ging es los und wir sind gelaufen, gelaufen und gelaufen. Eine absolut beeindruckende Landschaft und unsere beiden fantastischen Guides Charly und Ross haben uns viele spannende und interessante Sachen über die Landschaft und die Inkas erzählt. Natürlich haben wir auch immer viele Pausen gemacht (Mittagessen, Inka-Stätten angeschaut, etc.), aber wir waren dann doch jeden Tag circa 7-9 Stunden unterwegs. Und ich persönlich fand es total anstrengend. Berg auf, Berg ab, Berg auf, Berg ab. Und Stufen zu laufen ist wesentlich anstrengender als einen normalen Wanderweg. Und es waren verdammt viele Stufen und teilweise sehr hohe Stufen. Bei diesen Stufen konnte man meinen, dass die Inkas alle mindestens 2,50 m groß gewesen sein mussten…

Unsere Gruppe bestand aus 11 Personen plus die beiden Guides. Und hierfür gab es insgesamt 27 (!) Porters inklusive zwei Chefköchen. Und die Leute waren der absolute Hammer. Jeder von denen trägt circa 25 Kilo und dann laufen sie mit diesen riesigen Rucksäcken im Jogging-Schritt voraus. Und wir als Touristen, mit unserem Tagesrucksack und Wanderstöcken hechelnd hinterher. Und wenn man dann zur Mittagspause ankommt oder am Übernachtungs-Camp haben Sie schon eine kleine Stadt aufgebaut und im Essenszelt ist schon der Tisch gedeckt. Wirklich unfassbar.

Wahrscheinlich werden die auch ab und zu über die Touristen lachen und sich ihren Teil denken, aber das merkt man ihnen absolut nicht an. Und wenn man sich dann mit letzter Kraft und völlig kaputt ins Camp schleppt, stehen sie alle am Eingang und klatschen. Eine wirklich sehr nette und rührende Geste. Und als ich dann jeden Abend auf der Zielgeraden mit letzter Kraft die letzten Schritte gemacht habe, war ich in dieser Situation wirklich den Tränen nahe.

Dann wurde tatsächlich eine Schüssel mit warmem Wasser zum Zelt gebracht, damit man sich mal kurz über das Gesicht waschen kann und anschließend wurde jeden Abend ein fantastisches, leckeres Essen serviert. Und das ganze „in the middle of nowhere“.

Der zweite Tag war dann der anstrengendste. Wir haben den Dead Woman’s Pass überquert. Erst 1.000 Höhenmeter Berg auf bis auf 4.215 m und anschließend 600 Höhenmeter hinunter, teilweise wieder über sehr hohe Inka Stufen. Wenn man bis dahin noch keine Probleme mit seinen Knien hat… hat man sie spätestens nach diesem Abstieg. 😉

Und auch wenn ich fix und fertig war und zwischendurch absolut nicht mehr konnte, war ich dann doch etwas beruhigt, da alles halbwegs gut geklappt hat und ich keine Probleme mehr mit der Höhenkrankheit hatte. Wahrscheinlich war es ein Mix aus den Tabletten und der Akklimatisierung. Ein paar Tage zuvor bin ich noch, ohne mich zu bewegen, nachts mit Atemnot und Kurzatmigkeit im Bett gelegen und konnte nicht schlafen… und ein paar Tage später bin ich dann ziemlich steil Berg auf bis auf 4.215 m, ohne Symptome der Höhenkrankheit, hoch gewandert. Für die notwendige Energie habe ich mir dann den ganzen Tag puren Zucker hinein gestopft. Im Wechsel Snickers und Twix und im Wechsel Powerade und Gatorade-Drinks, um irgendwie den Tag zu überstehen. 😉

Die ersten beiden Nächte war es auch ziemlich frisch. Und obwohl ich die ganze Nacht meine flauschig weiche Baby-Alpaca-Mütze getragen habe, habe ich ziemlich gefroren und wenig geschlafen. Aber als ich in der Früh, gegen 5:30 Uhr, durch Klopfen am Zelt von einem Porter geweckt wurde, wurde mir ein heißer Coca-Tee gereicht und eine Schüssel mit warmem Wasser vor das Zelt gestellt. Das war schon wirklich fantastisch jeden Morgen. 😊

Tag 3 war dann mit circa 16 km in der längste Tag. Und da hieß es einfach durchhalten… da ich die Tage davor natürlich in meinen Knochen und Muskeln massiv gespürt habe. Auf dieser Etappe gab es aber nochmal beeindruckende Inka-Stätten zu besichtigen.

Und nachdem man in den Camps nach dem Abendessen nicht wirklich etwas zu tun hat und es auch ziemlich frisch wird, war ich, so wie auch alle anderen, jeden Abend vor 20:00 Uhr in meinem Schlafsack gelegen. Völlig kaputt und geschafft, aber irgendwie auch glücklich und stolz. 😊

Am letzten Tag wurde ich dann schon um 3:30 Uhr geweckt. Nach einem kleinen Frühstück sind wir dann 10 Minuten zu einem Checkpoint gelaufen, an dem die Guides und ihre Gruppen kontrolliert werden, da man als Einzelperson hier nicht wandern darf. Um 4:30 Uhr waren wir dort, aber der Checkpoint macht erst um 5:30 Uhr auf. Da das letzte Camp aber ziemlich groß war und alle in der Früh zu Machu Picchu wollen, macht es schon Sinn dort 1 Stunde zu warten und relativ weit vorne in der Schlange zu stehen. Und dann ging es also auf die letzte Etappe zum großen Ziel. Gegen 7:00 Uhr haben wir, nachdem wir die umgangssprachlich bezeichneten Monkey Steps hoch geklettert sind, dann das Sungate erreicht, aber mit Sonne war da leider nicht viel. Es war total bewölkt und man hat nicht viel gesehen. Bei klarer Sicht hat man von hier aus wohl einen ziemlich grandiosen Blick auf Machu Picchu.

Nach einer kleinen Pause dort ging es weiter und gegen 7:45 Uhr kam uns dann Ricardo, der Guide unserer Gruppenreise, entgegen und hat uns beglückwünscht, dass wir es alle durchgestanden haben und den Inca Trail gemeistert haben. Dann haben Charly und Ross noch eine Rede gehalten und gemeint, dass sie stolz auf uns sind und zur Belohnung gab es ein Glas Prosecco. Und auch in dieser Situation war ich nach all diesen Strapazen, die sich aber sehr gelohnt haben, wieder den Tränen sehr nahe. Und gegen 9:00 Uhr war es dann soweit und… finally… haben wir Machu Picchu erreicht. Das ist schon wirklich ziemlich atemberaubend und beeindruckend, wenn man dort ankommt. Und wirklich unglaublich und unfassbar was für Gebäude und Bauwerke die Inkas dort errichtet haben. Nach einer geführten Tour hatten wir noch Zeit Machu Picchu auf eigene Faust zu erkunden.

Dann ging es mit dem Bus ins Zentrum und zur Belohnung für die letzten vier Tage gab es gegrilltes Alpaca für mich und zwei Bier.

Anschließend stand dann noch eine relativ lange Rückreise nach Cusco auf dem Programm. Erst mit dem Zug nach Ollantaytambo (in dem ich noch ein Bierchen getrunken habe) und dann mit dem Bus weiter nach Cusco (in dem ich ebenfalls noch ein Bierchen getrunken habe). Im Hotel angekommen hat Ricardo dann noch Pizza bestellt und Bier besorgt.

Und abends hat dann das Abenteuer Inca Trail / Machu Picchu leicht angetrunken mit einer heißen, ausgiebigen, sehr langen Dusche geendet. Der ersten Dusche nach über vier Tagen. In den vier Tagen zuvor hat sich die Körperpflege mehr oder weniger auf Zähneputzen und der sehr seltenen Verwendung Von Deo beschränkt. Funktioniert aber auch… und spart einiges an Zeit. 😂

Der viertägige Inca Trail war zwar wirklich anstrengend, auch aufgrund meiner geringen Kondition, aber ich bin froh, dass ich den Trip gemacht und geschafft habe.

Hat es sich gelohnt? Auf jeden Fall. Nicht nur wegen Machu Picchu, sondern wegen dem ganzen Abenteuer und dem gesamten Inca Trail. Der Weg ist das Ziel… 😉

Ist es ein unvergessliches Abenteuer? Mit ziemlicher Sicherheit. 😊

Kann man stolz darauf sein? Definitiv. Und ich persönlich für meinen Teil bin echt stolz darauf, dass ich das gemacht und geschafft und durchgestanden habe und eine spannende und fantastische Zeit hatte mit beeindruckenden Landschaften, Bauwerken, etc.

Und ich denke, wenn man den Inca Trail gewandert ist kann man sich auch eine Aussage trauen wie:
„Mit dem Zug/Bus zu Machu Picchu zu fahren ist etwas für blutige Anfänger“. 😂

Ein absolut fantastischer, beeindruckender Trip. Auch wenn er anstrengend war und einem zwischenzeitlich die Motivation verloren gehen kann… 😉

Morgen geht es dann mit dem Flugzeug in den Dschungel/Amazonas.

5 Kommentare zu „Peru, Teil 4, Inca Trail

  1. Hallo Wolfgang, endlich finde ich mal wieder die Zeit Deine Erlebnisse, die Du im Blog mit uns teilst mit Muße auf mich wirken zu lassen. Ich liege im verregneten Bonn schön geschmeidig auf der Couch und genieße das Wochenende. Es macht einfach einen riesigen Spaß Deinen Erzählungen und Schilderungen zu folgen und die wunderschönen Bilder machen mit mir das Übrige. Ja mein Lieber, ich komme zurück auf Deine Erlebnisse in Neuseeland, ich sagte Dir mal, dass dieses Land zu bereisen, ein langgehegter Traum von mir ist. Satte grüne Wiesen – Nebel in den Bergen und dann noch schneebedeckt in höheren Lagen,. einfach ein Traum. Beim Anschauen wurde ich immer ruhiger und dachte wie schön die Erde ist und wie wichtig es ist Sie zu schonen, achten und zu pflegen. Ich hoffe die Vernunft siegt bei uns Menschen und wir begreifen was uns da geschenkt wurde. Nun bin ich Deiner Meinung nach ca. 50 Jahre älter als Du 🙂 und da steht es mir zu meine Erfahrungen mit Fährfahrten mit Dir zu teilen. Man schrieb das Jahr 1983, ich genoss meine Semesterferien mit 2 guten Freunden auf einer Tour in einem umgebauten Bulli, wenn Du noch weißt was das ist = VW Bus-. Es war eine Tour über Griechenland – Kreta – rüber nach Afrika – bis in den Sudan hinein. Nach ca. 1 Woche kamen wir auf Kreta an, hatten bis dahin wenig Möglichkeiten schön zu duschen geschweige denn in einem schönen Bett zu übernachten. Also freuten wir uns auf die Überfahrt mit der Fähre (carnet de passage für alte Interrailer) nach Ägypten. Angesagt waren eine warme Dusche und schön bezogene Betten in unserer DreiMannKabine. Also war ich mal vernünftig und habe mir direkt bei der Ankunft auf der Fähre unsere Restbestände an Nahrung reingepfiffen. Der Speiseplan bestand aus älterem Brot, Erdbeermarmelade, Fetakäse, Tomaten und auch Tunfisch. Alles zusammen im Magen war ein teuflisches Gemisch. Nun begann die Überfahrt. Poseidon war nicht mein Freund und wollte es mir kräftig besorgen, was im auch gelungen ist. Kurzum – morgens gegen 4 Uhr standen 2 Bordärzte neben meinem Bett und legten mir eine Infusion – ich glaube Nährstoffe und Calcium wurde mir ins Blut gepumpt Es war der Horror. Meine Kumpels, hielten echt zu mir. Als wir auf dem Festland in Alexandria ankamen, haben Sie ein klimatisiertes Hotelzimmer für mich angemietet, indem ich wieder zu Kräften kam. Ja, so hat jeder seine Erlebnisse. Wolfgang, ich schrieb Dir ja schon mal, dass ich mich total für Dich freue, dass Du diese Reise antreten konntest. Saug alles auf und genieß es weiter. Dein Team, denkt oft an Dich und Dein Blog schafft Verbindung zwischen uns :-). Also hau rein, lebe – lebe- lebe und genieße alles. Bis bald Helge.

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  2. Noch eine spannende Reise durch Südamerika. Gruss Rico

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  3. Mega Tour! Freut mich mega für dich wasch da alles sehen und erleben darfst! Iss ein Stück Meerschwein für mich mit und pass im Dschungel auf dich auf!

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  4. Diese Bilder sind der Hammer. Auf dieses Abenteuer kann man nur stolz sind. Schade, dass die Reise schon zu Ende ist :-)))

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  5. Lieber Wolfgang,
    welch ein Erlebnis und Du hast es tatsächlich geschafft. Wie oft hast Du gezweifelt und Sorge gehabt, dass die Höhenkrankheit Dir einen Strich durch die Rechnung macht. Du hast Dich nicht klein kriegen lassen. Herzlichen Glückwunsch!! Die Bilder sind schon der Hammer, die Wirklichkeit sicher noch viel beeindruckender. Vielen Dank, dass Du mit dem Blog durchgehalten hast und wir immer mit dabei sein durften.
    Liebe Grüße
    Alexandra

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